Montag, 23. Januar 2012

Vergebung.


Anlässlich der Auszeichnung von „Breaking the Waves“ als bester dänischer Film des Jahres 1997 meldete sich Lars von Trier mit einer Videobotschaft*.

Auch wenn sie als selbstgerechtes Nachtreten wahrgenommen werden kann, bin ich Fasziniert von Lars von Triers Konsequenz, öffentlich zu den Gefühlen zu stehen, die jeder Filmemacher so oder so ähnlich kennt und seinem (ihm eigenen) Mut zum Eklat.

„Wenn man einen Preis erhält, ist es üblich, sich bei den wichtigen Leuten zu bedanken. Aber wieso nicht das tun, was Bess** getan hätte und vergeben?

Liebes Preiskomitee, liebe Freunde, lasst mich diesen Leuten vergeben:

Gunnar Obel dafür, mir zu versprechen, ich wäre ein toter Mann beim Film, wenn ich nicht „Element of Crime“ mit ihm produzieren würde.
Lizzie Belaiche und Finn Aby dafür, uns kein Geld für eine Zugfahrkarte zu leihen, um Bernd Eichinger in Cannes zu treffen.
Bettina Heltberg dafür, dass sie 15 Minuten zu spät zu MEDEA kam, aber den Film auf der Titelseite ihrer Zeitung verissen hat.
Claes Kastholm dafür, mir noch immer neun Millionen Kronen zu schulden.
Tivi Magnusson dafür, sicherzustellen, dass ich fast vier Jahre vergeudete.
Georg Metz dafür, EUROPA nicht zu unterstützen und trotzdem sicherzugehen, dass sein Name im Abspann auftauchte.
Ole Michaelsen für die boshafteste Manipulation, die mir je untergekommen ist.
Sven-Aage gade für wenigstens eine widerwärtige Artikelreihe über mein Privatleben, die meine Familie sehr leiden ließ.
Ebbe Iversen, ein Kritikerm den ich als den Gentleman dieser Innung ansah, dafür, etwas so Dummes zu schreiben, dass er am Ende sich selbst bestrafte.
Arne Notkin, den ich als Freund betrachtete, für eine feige, niederträchtige Verfolgungskampagne.
Und am Wichtigsten natürlich, nahezu der ganzen Industrie für ihren entrüsteten Neid auf ein idealistisches, harmloses Projekt: Dogma.
Jytte Hansen und dem DFI dafür, sich vor Versprechen zu drücken, jedes Interesse an Filmen aufzugeben und sich einfach zu verkaufen.
Oh ja, und Peter Aalbak für den Versuch, zu verhindern, dass ich diese Rede halte.

Die Zeit erlaubt es mir nicht, noch jemanden zu erwähnen, aber es gibt noch Unzählige.

Danke für den Preis. Für Ihr Gerede und den Opportunismus. Ich vergebe euch allen. Was, verdammt noch mal, kann ich auch sonst tun?“


* zu finden im Bonusmaterial von „Geister“ (1994)
** die Hauptfigur in BTW

1 Kommentar: