Dienstag, 12. November 2013

Gute Gangster?

Die Commerzbank hat vor einem Jahr eine Imagekampagne gestartet, deren Spots im TV und Kino gezeigt wurden.


http://www.youtube.com/watch?v=hqxnTV06sMU

"Der 60-sekündige Film erzählt die Geschichte einer Frau, die sich bei ihrem Lauf durch die erwachende Stadt Gedanken über die Finanzwelt macht - und mit jedem Schritt eine konkretere Vision von der Bank entwickelt, die Deutschland in diesen Zeiten braucht.", fabuliert die Commerzbank dazu die Inhaltsangabe.
 
Interessant an diesem Spot, dessen dramatische Ästhetik sich mir nebenbei bemerkt überhaupt nicht erschließen will, ist die offen-arrogante Haltung, mit der der Zuschauer für dumm verkauft werden soll. Nicht nur auf der Ebene des Offtextes zeigt sich das, sondern noch viel deutlicher in der - ätzend zeitgeistigen - Benutzung des musikalischen Themas von Nicolas Winding Refns "Drive" ("Tick of the clock" von "The Chromatics").

Für eine Bank, die in eben diesem Spot die Frage stellt: "Woran liegt es, dass man den Banken nicht mehr vertraut?" und die diese Frage zwar nicht beantwortet, offensichtlich jedoch krampfhaft versucht, dieses verlorene Vertrauen mit der Kampagne irgendwie "zurückzugewinnen", ist das insofern eine bemerkenswerte Musikauswahl, als dass das markante Thema des "Drive"-Soundtracks wie vielleicht sonst nur das Hauptmotiv von "The Godfather" für Gangstertum im Film steht.

Sinngemaß: "I don't sit in while you're running it down, I don't carry a gun - I'm a bank!", oder was?


Man stelle sich mal einen Imagefilm einer Bank vor, der verlorengegangenes Vertrauen wiederherstellen soll und in dem unter düster-dramatischen Bildern das Godfather-Thema erklingt. Und so ist diese (ungewollt) so sprechende Musikauswahl des Commerzbank-Spots höhnisches Sinnbild für die Arroganz und Ignoranz, mit der die Finanzwelt agiert und die sich auf einem ähnlichen Niveau bewegt wie dies hier, auch wenn das wohl "nur" ein Fake ist (das Plakat, nicht die 18,6 Milliarden):

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